Freiheit Fur Die Liebe 1969
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Mit der neuen Ausrichtung zeigt das Unternehmen nun die lang vermisste Haltung, den vorherrschenden Zeitgeist und macht klar, dass es hier eben auch um ein Politikum geht: Um Selbstbestimmung und -wahrnehmung, vor allem aber auch um die eigene Lust, um die eigene Reflexion darüber und um das, was wir Menschen in Bezug auf unser Sexleben wirklich wollen. Schließlich sind wir nicht nur alle wahnsinnig unterschiedlich, auch unsere Vorlieben sind es.
Freiheit für die Liebe steht für mich vorallem für die Selbstliebe. Den Mut dazu mehr Wertschätzung sich selbst gegenüber zu zeigen und Selbstfürsorge zu betreiben. Zu erkennen und besonders zu akzeptieren was die verletzlichen Seiten sind und diese genauso anzunehmen, wie alles Andere an sich auch! Freiheit für jegliche Liebe!
Freiheit für die Liebe bedeutet für mich, die Liebe von allen anzuerkennen und ausleben zu dürfen, bei bedarf aber auch politisieren und institutionalisieren zu dürfen, aber dies nicht zu müssen. Außerdem nicht denkbar ohne sexuelle und reproduktive Entscheidungsfreiheit über den eigenen Körper.
Freiheit für die LiebeIst für mich, dass bald hoffentlich alle einsehen, dass Menschen eben Menschen lieben. Egal als was sie sich identifizieren und zu wem sie sich hingezogen fühlen.Und, dass alle diese Liebe auf eine Art ausleben dürfen, die für sie genau die richtige ist!
Für den Film Freiheit für die Liebe und dessen Regie ist Eberhardt Kronhausen verantwortlich. Zu den Darstellern im Film gehören Gaby Esche, Marie Antoinette und andere. Freiheit für die Liebe erschien 1969.
58. Im öffentlichen Leben Jesu erscheint seine Mutter ausdrücklich am Anfang, da sie bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa durch ihr Mitgefühl den Anfang der Zeichen Jesu als des Messias durch ihre Fürbitte veranlaßt hat (vgl. Joh 2,1-11). Im Verlauf seiner Verkündigung nahm sie die Worte auf, in denen der Sohn das die Ansprüche und Bande von Fleisch und Blut übersteigende Reich predigte und die seligpries, die das Wort Gottes hören und bewahren (vgl. Mk 3,35 und Parall.; Lk 11,27-28), wie sie selbst es getreulich tat (vgl. Lk 2,19.51). So ging auch die selige Jungfrau den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne göttliche Absicht stand (vgl. Joh 19,25), heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem Opfer in mütterlichem Geist verband, indem sie der Darbringung des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte. Und schließlich wurde sie von Christus Jesus selbst, als er am Kreuz starb, dem Jünger zur Mutter gegeben mit den Worten: Frau, siehe da dein Sohn (vgl. Joh 19,26-27) (182).
8. Die Lehre Christi Er hat unter uns gewohnt, voll der Gnade und Wahrheit. Er verkündete das Reich Gottes und richtete es wieder auf und ließ uns den Vater durch sich erkennen. Er hat uns ein neues Gebot gegeben, einander zu lieben, wie Er uns geliebt hat. Er lehrte uns den Weg der Seligkeiten des Evangeliums: Armut im Geiste, Milde, Geduld im Leiden, Durst nach der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Reinheit des Herzens, Wille zum Frieden, Verfolgung erdulden um der Gerechtigkeit willen.
VII. (Marien) Heiligtümer und das Marianische Jahr 73 Die Kathedrale 74 Beispielhafte Aufgaben der Heiligtümer (Die Ausübung der Nächstenliebe) 75 Die Wallfahrt 77-79 Feier der Eucharistie und der Buße 80-82 Verschiedene Segensformen 83-85 Weihen, Mitgliedschaft in Bruderschaften, das Verleihen der Skapuliere 86-88 Votivgaben 89-90 Katechese über die Selige Jungfrau 91 Ikonografie 92
Mulieris Dignitatem lehrt, dass Frau und Mann mit der Kraft zu lieben geschaffen werden und dies frei zu tun. Dies ist es, was es letzten Endes heißt, Gottes Bild zu sein. Maria ist ein typisches Beispiel. Marias Leben bezeugt wiederholte Beispiele mütterlicher Liebe.
Veritatis Splendor verknüpft die spirituelle Mutterschaft Marias mit dem sittlichen Leben; Sie versteht die sündigen Menschen und liebt sie dann mit der Liebe einer Mutter. Gerade aus diesem Grund steht sie auf der Seite der Wahrheit und nimmt Anteil an der Last der Kirche, indem sie ständig und bei allen die Erfordernisse der Moral in Erinnerung ruft. Auch lässt sie nicht zu, dass der Sünder von jenen betrogen wird, die ihn zu lieben behaupten, indem sie seine Sünde rechtfertigen, denn sie weiß, dass das Opfer ihres Sohnes Christi somit seiner Kraft entleert würde (VS 120).
Dieses Erfahrungssubstrat findet ebenso in der Gemeinschaft Anwendung: Gemeinschaftwird als das verstanden, worüber sich die Gemeinde einig ist. Wenn hier auch der christlicheBezug naheliegt, so steht doch diese genuine übereinstimmende Erfahrung am Anfang allerGemeinschaftsbildung96. So christlich Grundtvig an dieser Stelle auch sein mag, seinRealitätsbezug ist eindeutig: "[...] Möge dann jeder auf dieser Erde danach streben, einwahrer Mensch zu sein [...]".97In den Jahren zwischen 1810&173;1825 beschäftigte er sich in ausgedehnter Weise mit derGeschichte Skandinaviens aber auch mehrmals mit der Weltgeschichte (1812, 1814,Verdenskrønike 1817). Hier sind seine Motive offenbar: Er sieht sich als ReformatorDänemarks, allerdings als christlicher. Daher kann seine Methode hier alsgeschichtstheologisch bezeichnet werden. 98Seine in den Kroniken zutagetretende Begeisterung für das dänische Volk und dessenWiederentdeckung sind vielleicht am ehesten durch die im Bürgertum als schweres Traumaerlebte militärische Katastrophe von 1807 erklärbar, als Kopenhagen durch englischeSchiffsartillerie schwer mitgenommen wurde; außerdem verlor Dänemark im Frieden vonKiel Norwegen und schrumpfte auf seine nationalen Grenzen. Derlei Rückgriffe aufmittelalterliche Paradigmata waren bezeichnende Versuche, die gestörte Identität derdänischen Gesellschaft wiederherzustellen. Darin aber erschöpfte sich Grundtvig nicht. Waser die "historiske anskuelse" nannte, geht über den romantischen Positivismus derhistorischen Schule weit hinaus. Sie führte ihn zu einer philosophischen Betrachtung über diemenschliche Existenz im Allgemeinen, die die alte lutherische Dogmatik weit hinter sichließ.99 Dies bedeutete eine endgültige Auseinandersetzung mit dem Rationalismus derAufklärung, der lutherischen Orthodoxie, die versuchte, ihre enge Verbindung mit demobrigkeitlichen absolutistischen Wohlfahrtsstaat politisch und religiös ins 19. Jahrhunderthinüberzuretten. Grundtvigs Betrachtungen bilden kein System und haben auch keinenzusammenhängenden Begriffsapparat. Er schreibt für ein breites Publikum. Daher ist seineSprache bildreich und erzieherisch. Ausdrücklich distanziert sich Grundtvig hier von denphilosophischen Kunstbegriffen oder der intellektuellen Anschauung, wie er sie nannte. Erwill auf der Alltagssprache aufbauen, auf dem gesunden Menschenverstand. Jedes in sich geschlossene philosophische und religiöse System sei eine große Lüge(sandsebedrag), da es verlange, den Betrachter außerhalb zu stellen: "Was die Vernunfterfassen soll, muß sie vorfinden".100Ein tiefgehendes Verständnis der Existenz könne nur von historischer Art sein, eineDimension, die die Philosophen des 18. Jahrhunderts sträflich vermissen ließen. Dieentscheidenden Ergebnisse dieser Periode lassen sich vielleicht folgendermaßenzusammenfassen: Grundtvig distanziert sich klar von der rationalistischen und auchidealistischen Trennung von Seele und Körper: Der sinnlichen Sehkraft entspricht dieVorstellungskraft, die Fähigkeit zur Imagination. Er versteht den Menschen in seinerkompakten Ganzheit und &173; unverkennbar christlich beeinflußt &173; in seiner Fülle und Reife.Grundtvig erkennt das Problem der sichtbaren und unsichtbaren 'Dinge'; die Innenwelt desBewußtseins ist keine Kopie der Außenwelt, sie hat einen anderen Erfahrungsmodus. DerMensch ist nicht aus sich selbst, sondern umgeben nicht nur von einer sinnlichwahrnehmbaren, sondern auch von einer unsichtbaren Realität. Grundtvig erkennt also dasProblem des Bewußtseins in einer konstitutiveren Weise als die Philosophen des Idealismus:Die Einheit von Erfahrung und Denken und die dadurch vollkommen offene Problematik derSelbstauslegung des Menschen: Dieser ist ein erkennendes und aktives Wesen, das nichtzwischen ethischer und moralischer Aktivität unterscheidet, sondern eines, das handelt. DerMensch ist von zeitlicher Erfahrung abhängig und in ein historisch-soziales Ambienteeingebunden, sein Volk, das ihn prägt. Trotz solcher nationalromantischer Äußerungen hat esGrundtvig zeit seines Lebens vermieden, in die Fußstapfen Herders und Hegels zu treten: Erblieb immer ein Patriot, was sich in den diversen deutsch-dänischen Krisen des 19.Jahrhunderts zeigte. Aber sein Patriotismus erschöpfte sich nicht in dernational-romantischen Einheit von Sprache, Grenze und Volk, wiewohl er immer wieder indiese Richtung interpretiert worden ist101. Sicherlich legt Grundtvig großes Gewicht auf das 'lebendige Wort'; das Wort der Poesie undder Religion habe alle Vorstellungen über geistige Größe hervorgebracht. Aber es läßt sichhier ersehen, wie die Loslösung der ästhetischen Erfahrung sowie der Leidenschaften von derKontrolle durch die Vernunft &173; ein typisches Ergebnis der Kantischen Ästhetik &173; solangenicht zu den bekannten Ergebnissen der Romantik und der Moderne führen muß, wie dasVertrauen in die Realitätserfahrung intakt geblieben ist. Die hier skizzierten anthropologisch-philosophischen und historischen Grundgedankenbilden das Gerüst für alle späteren Entwürfe von Mensch, Volk, Geschichte, Politik undPädagogik. Diese wurden auch nicht durch seine drei spektakulären Reisen in den dreißiger Jahren nachEngland verändert. Dort lernt er den englischen Liberalismus kennen und erfaßt vor allemdas Wesen der 'bürgerlichen Gesellschaft' in der Bedeutung, die politische Freiheit für dieEntwicklung und für den Wohlstand in der Gesellschaft hat102. Der Inhalt von Freiheit, wiesie von Grundtvig verstanden wurde, deckte sich jedoch keineswegs mit dem desLiberalismus. Grundtvig blieb gegenüber allen philosophischen Manifestationen von Freiheitmißtrauisch, deren Mißverständnisse er nur allzu gut erfaßt hatte. Er wußte, daß die liberaleDemokratie der Gefahr des inhaltsleeren Formalismus ausgesetzt war. Daher muß GrundtvigsBemühung um eine Auffüllung der modernen liberalen Demokratie als seine bedeutendsteLeistung gesehen werden. Nun aber zunächst einige Bemerkungen zu seinen mannigfaltigenpolitischen Aktivitäten:Durch die Forderungen der bürgerlich-liberalen Opposition in den Dreißigern erkannte ersehr bald nach der Krönung Christians VII. 1839, daß die Zeit der absolutistischenMonarchie, mit der er zunächst sympathisiert hatte, endgültig vorbei war. Aus diesenGründen ließ er sich 1848 zum Mitglied der verfassungsgebenden Versammlung wählen.Dort forderte er, ziemlich radikal, die maximale Freiheit. Er blieb Mitglied dieserVersammlung bis zu deren Auflösung. Danach hatte er, mit kurzen Unterbrechungen, von1850 bis 1858 einen Sitz im Parlament, dann stand er 1866 wieder in starker Opposition zuden Bemühungen der national-liberalen Regierung, die Verfassung zu revidieren. Im Parlament war er ein warmer Befürworter von Freiheit auf allen Gebieten, in Schule undKirche aber auch in der Ökonomie, der Gesetzgebung und Regierung:Er war für ein allgemeines freiwilliges Berufsheer &173; die Abschaffung der Wehrpflicht, dievor 1849 einseitig auf den Schultern der Bauern ruhte. Er unterstützte die ökonomischeFreiheit und machte sich zum Sprecher der Abschaffung der obligatorischen Mitgliedschaftin ständischen Berufsvereinigungen. Sein besonderes Augenmerk galt der Kirche. Bereits in den dreißiger Jahren hatte er dieFreiheit des Einzelnen in Glaubensangelegenheiten gefordert. Bereits zu dieser Zeit machteer einen Vorschlag zur Aufhebung des Zwanges, sich ausschließlich der liturgischen Diensteder Heimatgemeinde bedienen zu müssen (Parochialbindung). Die Aufhebung derParochialbindung wurde, nicht zuletzt durch das Wirken Grundtvigs, 1855 zum Gesetz. Ebenso war er ein Gegner der obligatorischen Schulpflicht. 1864, als Grundtvig bereits 83 Jahre alt war, ließ er sich zum Mitglied des Landstings (der 1.Kammer des Reichstages) wählen. Dort wurde er nicht nur zum scharfen Gegner derPrivilegien des Landstings, sondern auch zum Sprecher der Linken gegen dieBeschränkungen des allgemeinen Wahlrechts in der revidierten Verfassung von 1866. Bis 1860 hatten Grundtvigs Ideen keine wesentliche politische Rolle gespielt. Das begannsich um 1860 herum entscheidend zu ändern. Der 'Grundtvigianismus' wurde in Kreisen undVereinen bis dahin von einer überwiegend städtischen Mitgliedschaft getragen. In diesemZusammenhang kann auch die Gründung einer Gesellschaft für die Freiheit innerhalb derVolkskirche gesehen werden. Ab 1866 änderte sich die soziale Zusammensetzung seiner Anhängerschaft. Die Basis derBewegung verbreiterte sich wesentlich und reichte nun bis weit in die bäuerlichen Schichtenhinein. Vor allem umfaßte sie Schulleute bzw. Volkshochschullehrer, die aus dembäuerlichen Ambiente kamen, aber durch die Verfassungskämpfe politisch bewußt gewordenwaren. Dahinter stand die sozio-ökonomische Entwicklung der meisten Bauern zuEigentümern, der nun führenden Schicht der Landbevölkerung.103 Nicht zuletzt auf Grund despolitischen Einflusses der Grundtvigianischen Gesellschaften kam es 1867 zum Gesetz überfreie Kirchengemeinden. Jedoch muß hier unterschieden werden: Der "Grundtvigianismus"war sicherlich nicht nur eine Waffe im erfolgreichen bäuerlichen 'Klassenkampf', er war aucheine erweckerische politische Volksbewegung und eine Bewegung innerhalb derKirche.104 Solche integrativen Bewegungen sind typische politische Themen des beginnendenIndustriezeitalters in Skandinavien. Sie umfaßten quasi alle Schichten der Bevölkerung, auchdie sog. Unterschichten. Einigermaßen verblüffend ist, daß es seit längerer Zeit politisch einelinke Partei (Venstre) gab, die exklusiv für die sozialen und ökonomischen Interessen derBauern in Dänemark focht und die zunächst die grundtvigianischen 'Tagträume' belächelte;und es ist ebenso verblüffend, daß ausgerechnet die Bauern die Volkshochschulen nichteinseitig zum sozialen Aufstieg benutzten, sondern daß sie ihre Interessen in das allgemeineWeltbild des christlich durchsäuerten common senseintegrierten. Das ist das eigentlichPolitische an der Bewegung. Nur auf der Basis eines solchen fundierten Weltbildes ist das sog. 'universalistischeWohlfahrtsmodell' überhaupt erklärlich. Eine Nominaldefinition allein hat den Mangel derInhaltsleere, sie kann Inhalte nicht authentifizieren. Bezeichnenderweise können auch dieneuesten Analysen nicht klären, was das 'universalistische' am skandinavischen Modell seinsoll.105Auch P. Baldwins verdienstvolle Analyse verfängt sich in der Spanne von Altruismus,Sicherheitsbedürfnis und Interesse. Die anthropologischen Probleme werden ausgeklammert. Es gelang daher dem Führer der Linken, S. Høgsbro, im Reichstag alle linken Gruppen unterder Ägide von Venstre zu vereinen, die sich von nun an die 'Vereinigte Linke' nannte. ImGegenzug dazu formierten die Grundbesitzer eine Allianz mit den rechten Nationalliberalen,auf deren Konto der dänisch-deutsche Krieg von 1864 ging und bildeten eine neueRegierung. Da auf der anderen Seite die 'Forenede Venstre' Partei fast die Hälfte derReichstagsmandate auf sich vereinte, war es ihre erklärte Absicht, auch die Regierung zubilden. Da eine linke Regierung zu der Zeit noch undenkbar war, kam es nicht zu einerRegierungsbildung des 'Venstre', aber ihr parlamentarisches Gewicht wog schwer und die inden Siebzigern anhebenden politischen Auseinandersetzungen waren bitter. Die Kombinationvon Demokratie, Kirche und Schule und die Subsumtion dieser drei Ebenen unter denOberbegriff der 'Freiheit' &173; das war die Leistung der grundtvigianischen Zirkel. Hier läßt sicheine deutliche Verbindung zu Norwegen feststellen, wo ebenfalls die Linke unter dergeistigen Führung von B. Bjørnson ein ähnliches metaphysisches Grundmuster vertrat.106Grundtvig verstand sich nicht in erster Linie als Theologe, man müßte ihn eher'Religionspolitologe' nennen, seine Beschäftigung mit den religionspolitischen Problemen derlutherischen Staatskirche sind auf Grund der soeben skizzierten Voraussetzungen nurkonsequent &173; ganz abgesehen davon, daß er &173; wie viele seiner berühmten Zeitgenossen &173; auseinem protestantischen Pfarrhaus stammte. Immer wieder hatte er ab 1821 mitUnterbrechungen ein Pfarramt inne und er benutzte die Kanzel sehr oft für seine polemischenAusfälle gegen die lutherische Staatskirche. Es nimmt daher nicht weiter wunder, daß sehrbald die Anhänger der Erweckungsbewegungen sich in ihm wiedererkannten. Wenn auchGrundtvig ihr religionspolitisches Anliegen verstand und sie darin konsequenterweiseunterstützte, weil er die Unterdrückung der Freiheit des Glaubens durch die protestantischenPriester klar vor Augen hatte, so behielt er den Erweckten gegenüber zeit seines Lebens einegewisse sozial bedingte Distanz. So ist es Grundtvigs Aktivität zuzuschreiben, daß sich dieNüchternheitsorganisationen in Dänemark nicht in der gleichen Weise wie in Schweden undNorwegen ausbreiten konnten. Er hielt nichts davon, sich in seinem Weinkonsumeinschränken zu lassen. Hintergrund dafür war aber, daß er die Instrumentalisierung derchristlichen Religion durch eine soziale Organisation fürchtete.107Seine Gedanken fokussieren sich vielleicht am besten in dem zwischen 1855&173;61erschienenen Buch Den christelige børnelaerdom.108 Im letzten Teil dieses Buches behandelter seine kirchenpolitischen Gedanken, die gerade in der Zeit zwischen 1849, dem Zeitpunktder ersten liberalen Verfassung, und 1855 in ein entscheidendes Stadium traten: Denn mit derVerfassung von 1849 wurde die Religionsfreiheit eingeführt, und die bisherige Staatskirchesetzte sich in der Form einer sog. 'Volkskirche' fort, was für die große Mehrheit derGläubigen mit dem Versprechen einer repräsentativen Kirchenverfassung verbunden war.Grundtvig bekämpfte nun mit allen Mitteln jegliche Verfaßtheit der Kirche, in der erlediglich die Fortsetzung der jahrhundertealten religiösen Heuchelei der Staatskirche sah.Daher mußte Freiwilligkeit das Grundgesetz jeder kirchlichen Gemeinschaft sein. Grundtvigspielt hier auf die neutestamentarische homonoia (likemindedness) an, die alle Mitglieder derGemeinde durchströmt. Freiwilligkeit ist das Prinzip jeder Gesellschaft, vorausgesetzt, manist sich bewußt, welche Inhalte sie prägen. Dieses Gebäude kann nur funktionieren, wenn dasSymbol der repräsentativen Menschlichkeit noch lebendig ist. Das ist nach Kant in derPhilosophie nicht mehr der Fall, wohl aber in der common-sense-Tradition Skandinaviens,die von der Zerstörung durch die idealistische Philosophie verschont blieb. 109Die Ablehnung der staatskirchlichen lutherischen Orthodoxie verfolgte er sein ganzes Lebenlang; sie trug ihm entsprechend die Gegnerschaft des dänischen Episkopats ein. Er teilte imübrigen seine prinzipielle Abneigung gegen die Staatskirche mit seinemberühmt-berüchtigten Zeitgenossen S. Kierkegaard. 110Was jedoch Grundtvig von vielen anderen Zeitgenossen auch noch heute unterscheidet, ist,daß er die politische-institutionelle Bedeutung der Kirche und Religion für die Gesellschaftals Ganzes erkannte, und eben auch die psychische Bedeutung der Religion, also den tieferenZusammenhang von Religion und Politik. Diese Bemerkungen führen wieder zurück zu dengrundlegenderen Problemen von Gesellschaft. 2b1af7f3a8